Der Weg Nach Amman war wunderbar. Nachdem ich Petra 2 Tage genossen hatte, startete ich frueh morgens mit Wilhelm. Es war kalt aber sonnig und die naechsten drei Tage war das Wetter auf meiner Seite.
Ich fuhr ueber Shamak Richtung Kerak. Auf meinem Weg fuhr drei mal Gustav (ein Schwede den ich in Petra kennenlernte) mit dem Taxi an mir vorbei. Er ueberholte mich und ging wohl etwas anschauen und ich ueberholte ihn unterdessen nochmals und so weiter... wer weiss ob ich ihn nochmals auf meiner Reise sehen werde, es scheint fast Schicksal zu sein, dass unsere Wege sich nochmals kreuzen muessten.
So ritt ich also auf meinem edlen Pferd Wilhelm ueber die jordanische Hochebene. Mit dem schweizer T-Shirt mit dem Kreuz auf der Brust aehnlich dem der Kreuzzuege, fuhr ich an Kreuzfahrerburgen vorbei und ich versetzte mich zurueck in diese Zeit. Wie besonders wird es wohl fuer diese tapferen Ritter in diesem Land gewesen sein, waehrend sie fuer etwas kaempften an das sie glaubten. Mit viel Mut und einem Schwert in den Kampf gegen die Unglaeubigen, die das heilige Land entweihten.
der letzte Schnee |
Ich waere gerne ein Ritter gewesen. Ich glaube ich waere ein guter Kreuzritter gewesen. Mut haette ich genug, Kraft und Ausdauer wahrscheinlich auch, die Technik haette ich mir angeeignet. Ich haette mich auch darum bemueht den 7 Todessuenden zu entsagen und mich in den 7 Erztugenden zu verbessern.
erste Schlucht |
Acedia (Faulheit) ist sicherlich nicht meine Suende noch ist sie Luxuria (Wollust). Von diesen beiden sehe ich mich sehr frei. Auch Ira (Zorn) ist es nicht. Es braucht sehr viel, bis ich einmal wuetend werde.
Da hinunter und drueben wieder hinauf.... |
Gula (Voellerei) ist eigentlich auch nicht so eine Eigenschaft von mir. Hoechsten jetzt nach so vielem Velofahren, muss ich manchmal aufpassen, dass ich nicht alles was ich finde in mich hineinfresse. Ich bin auch nicht geizig, auf alle Faelle nicht zu anderen Menschen, wenn dann mir selbst gegenueber. Ich spare lieber an Dingen die mich direkt betreffen, als an solchen die andere Personen betreffen.Somit schliessen wir auch Avaritia (Geiz) aus.
Da bleiben die zwei Todsuenden auf die ich am Meisten aufpassen muss:
Superbia und Invidia.
Ich werde auf alle Faelle daran arbeiten.
Meine zweite Suende ist Superbia (Hochmut). Nicht als reiner Hochmut, den ich halte mich fuer eher bescheiden. Doch die Eitelkeit mit dieser Suende eng verankert.
Mein Schlafplatz mit Aussicht |
Das Schauspiel. Zum Teil gebe ich den Leuten an ganz eine andere Person zu sein. Oder verhalte mich absichtlich etwas tollpatschig, bloed oder ignorant. Dadurch werde ich von den Leuten etwas missachtet, das lernt mich mit dem umzugehen.
Doch es funktioniert halt nicht ganz, denn ich weiss ja dass ich anders bin. Und ausserdem laechle ich in meinem Innern ja ueber diese Leute die mich so oberflaechlich und Vorurteilbelastet beurteilen.
Ich weiss nicht wie ich mich sonst darin verbessern koennte. Falls jemand einen Tipp fuer mich hat...
Weiter zu den 7 Erztugenden: (hoffe ich langweile Euch nicht damit, sonst ueberspringt es einfach)
Diese werden unterteilt in vier Kardinaltugenden und drei theologischen Tugenden.
Zuerst zu den Kardinaltugenden:
Iusticia (Gerechtigkeit), ich denke jeder Mensch hat das Gefuehl gerecht zu sein, sonst wuerde man nicht so handeln (wie es Kant in seinem konditionalen Imperativ beschreibt). Vielleicht gibt es zwar Leute die auch absichtlich falsch handeln...wer weiss. Ich glaube abe, wie die Mehrheit der Menschen, gerecht zu sein.
An Sapientia (Weisheit) arbeite ich staendig. Das ist ja auch ein grosser Gewinn von meiner jetzigen Reise. Ich glaube Weisheit kann man sich auf verschiedenste Arten aneignen, in einem chinesischen Sprichwort werden drei Wege genannt: durch Erfahren/Erleben, das ist die haerteste, durch Nachahmung, das ist die einfachste und durch Ueberlegen, das ist die edelste. Ich benutzte alle drei Wege und diese helfen sich gegenseitig und ergaenzen sich. Doch schlussendlich weiss ich, dass ich nichts weiss (wie es Sokrates richtig sagt). Denn das Wissen ist unendlich und meine Weisheit deshalb nur ein klitzekleiner unbedeutender Teil davon. Alles andere ist Unwissen.
Wilhelm mein edles Pferd vor einer Kreuzritterburg |
Fuer die Fortitudo (Tapferkeit) hilft mir mein grosser Wille. Ich glaube ich bin recht tapfer und mutig. Habe selten Angst. Und nur vor einer Sache habe ich richtig Angst.
Trotzdem denke ich koennte ich manchmal etwas mutiger sein. Doch viele Leute um mich herum sind froh dass ich es nicht bin, weil ich sonst noch mehr riskieren wuerde...
Freiheit... |
Zweite Schlucht. von 900m.u.M auf 100 und wieder hinauf... |
Caritas (Liebe) habe ich so viel dass ich sie verschenken koennte (und auch verschenke), so viel dass manchmal Leute misstrauisch werden wenn ich ihnen ohne offensichtlichen Grund zuviel schenke. Doch ich habe auch viel Liebe erhalten und erhalte immernoch viel und so gebe ich sie weiter. Denn Liebe ist wie eine eine Welle. Es ist Energie die von einem Teilchen zum naechsten uebertritt. Wir sind nur das Medium dazu. Wie eine Geschenkskette rund ums Mittelmeer (siehe Post: Thetis, das Geschenk des Mittelmeer).
Nun zu zwei fuer mich schwierigeren Tugenden:
Fides (Glaube) und Hoffnung (Spes).
Die schoenste Moschee die ich gesehen habe... die Gott selbst schuf mit einer wunderbaren Aussicht |
Die Hoffnung ist zu unterst in der Box von Pandora und dort ist sie zurueckgeblieben. Ich hoffe immer. Dass die Welt besser wird, dass das Gute in der Welt ueber das Boese gewinnt, ich hoffe auf Gerechtigkeit, auf den Schutz der Natur in ihrer Diversitaet, auf die Erhaltung vieler Kulturen und nicht nur eine einzige CocaCola-McDonalds-Facebook-Spasskultur. Doch ehrlichgesagt finde ich die Lage oft hoffnungslos in ihrer Komplexitaet und ich verzweifle fast daran. Dann fliehe ich in ueberschaubarere Bereiche der Welt, in schoene Facetten davon. Denn das Leben ist so schoen!
Nur die Welt ist so schrecklich schlecht...
Und daran knuepft der Glaube (Fides). An was glauben? An eine Religion von den vielen? An einen Gott unter all diesen?
weite Hochebenen kennzeichnen Jordanien |
"A theos" bedeutet ohne Gott. Ich glaube an keinen Gott. Doch jeder Mensch glaubt an etwas. Manche mehr manche weniger. Also glaube ich schon. Denn der Glaube beginnt am Ende des Wissen und unser Wissen ist wie gesagt sehr begrenzt.
Liebe auf den ersten Blick! ob das gut geht mit all den kulturellen Unterschieden :o) |
Ich habe mir das waehrend dem Fahrradfahren lange ueberlegt und kam schlussendlich zum Schluss, den ich Euch vielleicht schon geschrieben habe (weiss es nicht mehr, sorry wenn ich mich wiederhole): Ich glaube, dass diese Welt wie ich sie wahrnehme einer Facette der Realitaet nahe kommt.
Ich weiss nicht ob das Wenige fuer die Erztugend ausreicht. Denke aber eher nicht.
Auf den Huegeln von Amman |
Deshalb lasse ich das lieber :o)
Ausgang mit Freunden |
Doch genoss ich trotzdem die Kingsroad vom Sueden bis in den Norden von Jordanien. Mit wunderschoenen Wadis die mich von 1200m.u.M auf 400 hinunter und wieder auf 1200 hinauffuehrten. Ich uebernachtete wieder oben angekommen mit einer wundervollen Aussicht.
Und auch Amman genoss ich. Eine tolle Stadt in der ich ganz viele tolle Leute kennenlernte. Auch viele andere Reisende, mit denen ich tolle Momente verbrachte.
Reisende aus aller Welt |
Salfis, Kim Ngha, Claire-Marine, Mauro und Machmut |
Ok. Dann bis zum naechsten Blog! Da wird eine Ueberraschung auf Euch warten, denn eine beliebte Blogautorin wird wiedereinmal schreiben....
An einer WG Party
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