Zu dieser Stadt kam ich nach zwei Tagen Fahrradfahren an und nach einer Nacht bei der ich bei sehr freundlichen Tunesiern zu Gast sein durfte. Kairouan ist eines der grössten und wichtigsten religiösen Zentren des Islams. Die wichtigste Stätte im Maghreb und die viertwichtigste in der Welt nach: Mekka, Medina und Jerusalem.
Die Stadt und die ganze Region wirkten auf mich eher etwas feindlich gestimmt. Vor allem Jugendliche und Kinder verhielten sich z.T. nicht sehr freundlich. Oft riefen mir Leute böse Sachen nach. Einmal zeigte man mir sogar den Mittelfinger und ein Jugendlicher warf mir aus einem vorbeifahrenden Auto seinen Abfall nach (wobei er als ich ihn darauf ansprach, ganz leise wurde).
Stadtmauer von Kairouan in der Morgensonne |
Ich bin überzeugt, dass es sich um eine Minderheit handelt, die aber negativ aufgefallen ist. Sodass mir diese dem Fremden gegenüber etwas gespannte Stimmung in Erinnerung bleiben wird. Vielleicht ist es kein Zufall, dass Kairouan als eine Nahda Hochburg gilt. Nichts desto trotz habe ich auch hier nette Leute getroffen und lustige Bekanntschaften gemacht. Ich blieb zwar nur einen halben Tag. Ich besuchte und bestaunte die grosse Moschee. In der Moschee näherte sich mir ein kleiner Junge, der mir mit Zeichen zu verstehen gab ihm zu folgen. Ich folgte ihm also in den Hof der Jema al Kabir, einen grossen Platz umgeben von einem doppelten Säulenhof.
Die Säulen sind inhomogen und man merkt genau deren antiken Ursprung. Wie so oft (auch in Europa) wurden die antiken Ruinen für spätere Bauten geplündert.
Hunderte von antiker Säulen |
In der Mitte des Platzes hatte es eine Sonnenuhr, die dem Muezzin früher diente zur richtigen Zeit zum Gebet auszurufen.
Mein kleiner Freund, Hussim, erklärte mir mit Zeichen um was es bei dieser Uhr ging.
Nachdem ich die Moschee verliess, schlenderte ich gemeinsam mit meinem neuen Freund Hussim durch die Medina von Kairouan. Wir waren ein lustiges anzusehendes Pärchen: ein kleiner 10 jähriger Tunesier mit dem Schulrucksack und ein grosser bärtiger Gauri (Nordländer, Europäer), die sich knapp auf Arabisch unterhalten konnte. Wir gingen frühstücken und danach führte er mich in einen Spielsalon.
Hussim und ich |
Ich spielte also mit ihm Billard und "töggelte eins", wobei ich überzeugt bin, dass er noch nie in seinem Leben Billard gespielt hatte. Ich verliess ihn bald darauf und machte mich weiter auf den Weg Richtung Tunis.
Zu Gast |
Es folgten ein par Tage an denen ich nochmals die Gastfreundschaft der Tunesier austestete. Ich wurde sehr gut empfangen. Das erste mal bei einer Familie, bei der sich die Mutter riesig freute, dass ich gekommen sei und mir erzählte vor 10 Jahren seien schon einmal 2 Europäer mit Fahrrädern dort gewesen. Wer weiss wer der nächste dort sein wird?
Ein einheimischer Artgenosse in der freien Wildbahn |
Vielleicht wird in 10 Jahren wieder ein Abenteurer dort halten… oder in 20…
Ist noch schön, der Gedanke. Vielleicht wird es jemand von Euch Leser sein, vielleicht ein Sohn oder eine Tochter von Euch…
Wer weiss…
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